Wiesbaden. Zwei Drittel der geplanten neuen Wohngebäude in Deutschland sollen erneuerbare Energie als Hauptwärmequelle einsetzen. Diese Bilanz zieht das Statistische Bundesamt aus den ersten 11 Monaten des abgelaufenen Jahres. Von Januar bis November 2021 wurden 118.000 neue Wohngebäude genehmigt, 65,5 Prozent davon sollen vorwiegend mit erneuerbaren Energieträgern beheizt werden.
Damit zeigt sich ein deutlicher Anstieg bei der klimaschonenden Beheizung von Neubauten: Im Vorjahreszeitraum hatte der Wert noch bei 57 Prozent gelegen. Zugleich hat die Gasheizung massiv an Beliebtheit verloren. Sie kommt nur noch auf einen Anteil von 24,4 Prozent, also rund einem Viertel. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 32,7 Prozent gewesen. Die Ölheizung spielt im Neubau schon keine Rolle mehr, ihr Anteil sank von 0,4 auf 0,3 Prozent.
Wärmepumpen boomen im großen Stil
Den Löwenanteil der Erneuerbaren im Neubau machen Wärmepumpen aus. Die Luftwärmepumpe kommt nach der amtlichen Statistik auf einen Anteil von 52,2 Prozent an den neu geplanten erneuerbaren Heizungen. Das ist nochmal ein starker Zuwachs, im Vorjahreszeitraum waren es erst 44,4 Prozent gewesen. Die teurere Erdwärmepumpe erreicht einen Anteil von 8,8 Prozent und legt damit nur geringfügig zu – im Vorjahreszeitraum waren es 8,2 Prozent.
Die anderen erneuerbaren Energieträger – Solarthermie, Holz, Biomasse und Biogas – kommen zusammen nur auf einen Anteil von 4,6 Prozent an den geplanten Neubauprojekten. Das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als im Vorjahreszeitraum. Vom Trend hin zur erneuerbaren Heizung ist auch die Wassererwärmung betroffen. Hier ist der Anteil sogar noch etwas größer als bei den Heizungen: 68,9 Prozent der Neubauvorhaben sollen das warme Wasser mit Erneuerbaren erzeugen (Vorjahr: 62,1 Prozent).
Energieverbrauch beim Heizen gestiegen
Das Statistische Bundesamt berichtet, dass zugleich allerdings auch der Energieverbrauch der privaten Haushalte in den letzten zehn Jahren um rund sieben Prozent gestiegen ist. Demnach lag der Energieverbrauch der Haushalte im Jahr 2019 temperaturbereinigt mit 722 Milliarden Kilowattstunden 7,3 Prozent über dem Wert von 2010. Das sei vor allem auf stärkeres Heizen zurückzuführen, hier wuchs der Energieverbrauch um 7,4 Prozent.
Mit 511 Milliarden Kilowattstunden macht das Heizen 70,7 Prozent des Energieverbrauchs der Privathaushalte in Deutschland aus. Weitere 14,7 Prozent entfallen auf die Warmwasseraufbereitung. Der Betrieb von Elektrogeräten, Beleuchtung und ähnlichen Stromverbrauchern ist für die verbleibenden 14,6 Prozent des Energieverbrauchs verantwortlich. In Sachen Energieeinsparung hat sich zuletzt auch wenig getan.
Politik gefährdet den grünen Trend
So berichtet das Statistische Bundesamt, 30,8 Prozent der in den ersten 11 Monaten von 2021 genehmigten Neubauten sollten über eine Einrichtung zur Wärmerückgewinnung verfügen. Das ist nur ein geringer Zuwachs gegenüber dem Vorjahr, als der Wert noch bei 29,7 Prozent gelegen hatte. Die Statistiker schreiben überdies: „Instrumente zur Energieeinsparung sollten 23,7 Prozent der zuletzt genehmigten Wohngebäude enthalten. Von Januar bis November 2020 hatte der Anteil bei 26,6 Prozent gelegen.“
Im Jahr 2022 könnte die Statistik sich deutlich verschlechtern: Der Stopp der Bundesförderung für energieeffizientes Bauen (BEG) durch Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne), ohne bereits eine Alternative vorzulegen, könnte dem Siegeszug der Erneuerbaren vorübergehend einen Dämpfer verpassen. Andererseits lässt die aktuelle politische Lage mit dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine jedoch nicht unbedingt erwarten, dass die Gasheizung wieder an Beliebtheit gewinnt – sie ist schließlich von der Zuverlässigkeit russischer Gaslieferungen abhängig.